Über wirtschaftliche Not und die Auswirkungen von Diskriminierung auf das Leben

Identität: Pansexueller trans* Mann
Region: Oblast Rostow

Das Problem ist, dass ich keinen Job bekommen kann, wenn in meinem Pass ein weibliches Geschlecht eingetragen ist und der Name nicht übereinstimmt. Ich kann Geschichten über ein Bankkonto erfinden oder die Mutter eines Freundes bitten, eine Wohnung auf ihren Namen zu mieten, aber wie soll ich Arbeit finden, wenn ich nichts vorweisen kann?

Ich habe zwei Jahre auf einem Friedhof gearbeitet, körperlich anstrengende Arbeit bei extremem Wetter, isoliert von der Welt, nur um Miete und Essen bezahlen zu können. Später fand ich Arbeit in einem illegalen Internetcafé – niedriger Lohn, keine Sicherheit, immer in Angst, erwischt oder betrogen zu werden.

Ich hätte eine Ausbildung machen können, wenn ich nicht von Lehrer*innen gemobbt worden wäre und Diskriminierung erlebt hätte. Ich hätte mit meiner Familie in Verbindung bleiben können und auf ihre finanzielle Unterstützung setzen können, um eine höhere Bildung zu erlangen. Aber mein Coming-out als trans* bedeutete den Verlust dieses Sicherheitsnetzes – jeder Versuch, den Kontakt wiederherzustellen, wurde mit Ablehnung oder Schweigen beantwortet.

Stattdessen schlage ich mich ohne Pass durch, lebe wie ein undokumentier Einwanderer in meinem eigenen Land. Der Alltag bedeutet ständig über die Schulter zu schauen, jede Interaktion mit den Behörden zu vermeiden und um Zugang zu sogar grundlegenden Dienstleistungen wie medizinischer Versorgung oder stabilem Wohnraum zu kämpfen. Es ist hart und traurig.


Künstlerische Darstellung gestaltet durch Marina Solnzewa, multidisziplinäre Künstlerin und Forscherin, https://www.instagram.com/solnzewa.marina/
“Im Jahr 2025 ist es entscheidend, unterirdische Räume für queere Existenz zu schaffen und Samen für Wachstum zu säen.”